Die Gemeinde Großefehn (plattdeutsch Grootfehn) liegt im Landkreis Aurich (Ostfriesland). Die Geschichte des Ortsteils (West-) Großefehn begann im Jahr 1633, als vier Emder Kaufleute die Erlaubnis erhielten, das noch unkultivierte Hochmoor durch das Anlegen von Fehnkanälen nach niederländischem Vorbild abzutorfen.
Auslösende Ursache war die in Folge des 30-jährigen Krieges einsetzende Verteuerung des Brennstoffes Torf, der gewöhnlich aus dem
niederländischen Oldambt oder dem Saterland eingeführt wurde. Deswegen besann man sich auf die Möglichkeit, den Torf aus den heimischen ostfriesischen Mooren zu gewinnen. Durch einen planmäßigen Abbau des ostfriesischen Torfes sollte der
Brennstoffbedarf der zur damaligen Zeit bedeutenden See- und Handelsstadt Emden gedeckt werden.
Zeitgleich kam in Ostfriesland der noch heute häufig vorzufindende Stil des aus Backsteinen erbauten bäuerlichen Gulfhauses in Mode. Auch viele Straßen wurden mit Backsteinen befestigt. Der Brennstoff für die den Backstein produzierenden Ziegeleien musste ebenfalls bereitgestellt werden. Die Emdener Kaufleute Simon Thebes, Claas Behrends, Cornelius de Rekener und Gerd Lammers erwarben im Jahre 1633 von Graf Ullrich II. 400 Diemat Moorland östlich von Timmel in Erbpacht.
Damit verbunden war das Recht, den Torf abzubauen und zu verwerten, sowie die Pflicht, das abgetorfte Leegmoor zu kultivieren. Längs dieses Kanals wurden danach Siedlungswillige auf etwa 4-5 Hektar großen Grundstücken als Untererbpächter angesiedelt. Dabei wurden, wie schon aus der Aufstreckflur bekannt, Grundstücksstreifen, meist 60 - 80m breit, ausgemessen. Die Siedler sollten die Moorflächen ihres Grundstückes abtorfen und das erhaltene Leegmoor urbar machen. Um den nährstoffarmen Boden zu verbessern, wurden Grassoden und Sand untergemischt. Die Torfschiffe, die zuvor den Torf zur Stadt transportiert hatten, brachten Schlick aus der Emsmündung mit aufs Moor, um den kargen Boden zu düngen.
Die Siedler auf den Fehnen hatten ein schweres Leben. Die kleinen Parzellen ernährten kaum eine Familie. Die Zahl der Kinder (8 - 13) war groß. Manchmal lebten auch noch die Großeltern in der Familie. Viele Fehntjer versuchten deshalb, durch einen Nebenerwerb zu Geld zu kommen. Manche wurden Schiffer und verdienten sich etwas Geld durch den Torftransport, andere wurden Handwerker. Hier und da entstanden kleine Schiffswerften, auf denen die Torfschiffe, “Tortfmuttjes”, gebaut wurden. Später wurden auch Schiffe gebaut, die für die Küstenschiffahrt und auch für die Große Fahrt tauglich waren. Im 19. Jahrhundert, der Blütezeit der Segelschiffe, fuhren Fehntjer Kapitäne auf allen Weltmeeren.
Im Großen und Ganzen obliegt die Moorverwertung einem privaten Unternehmertum, das durch eine straffe Organisation in Form systematischer Arbeitsteilung die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Fehnkolonien erfolgreich vorantreibt.