Richtschnur des mittelalterlichen Lebens war das Ständesystem, das jedem Menschen seinen Platz in der Gesellschaft zuwies. Unumstritten an der Spitze stand der König, dem sich der Adel und die geistliche Oberschicht des Reiches unterzuordnen hatten.
Die nächste Sprosse auf der Ständeleiter bildeten Mönche und Ritter.
Der größte Teil der Menschen im Mittelalter gehört zum dritten Stand, etwa 90 Prozent waren Bauern. Sie machten nicht nur den mit Abstand größten Teil der Bevölkerung aus, sondern waren auch die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft.
Allerdings gab es auch unter den Bauern große Unterschiede – von frei bis unfrei, von bettelarm bis vermögend.
Dies änderte sich erst mit dem Aufschwung der Städte ab dem 12. Jahrhundert. Wer in die Stadt zog und nicht binnen Jahr und Tag = ein Jahr, sechs Wochen und drei Tage, von seinem Grundherrn zurückgeholt wurde, konnte nach Zahlung eines Bürgergeldes und Leistung des Bürgereides in der Stadt bleiben. Mit dem Bürgereid schwor er Gehorsam und Treue gegenüber dem Rat der Stadt und unterwarf sich dem Stadtrecht und dem städtischen Gericht. Daher rührt auch der viel zitierte Ausspruch
"Stadtluft macht frei".
Im Mittelalter waren die großen Siedlungen noch lange keine Städte, denn der Begriff „Stadt“ hatte im Mittelalter nichts mit der Größe einer Siedlung zu tun, sondern mit ihrer rechtlichen Stellung.
Erst wenn der Landesherr einer Siedlung offiziell die Stadtrechte verliehen hatte, durfte sich der Ort als Stadt bezeichnen. Die wichtigsten Stadtrechte waren das Recht Handelsmärkte einzurichten ( „Marktrecht“ ), eigene Geldmünzen zu prägen
( „Münzrecht“ ), Zölle auf Handelswaren zu erheben ( „Zollrecht“ ) und die Stadt mit starken Mauern zu befestigen.
In Ostwestfalen-Lippe begann der städtische Entwicklungsprozeß um das Jahr 800 mit der Eingliederung der germanischen Sachsen in das Frankenreich durch Karl den Großen. Während einer ersten Periode entstanden die Städte Paderborn, Höxter, Lemgo und Minden.
Den Ausgangspunkt dieser Städte bildete ein vorstädtischer Kern wie die neu eingerichteten Bischofssitze in Minden, und Paderborn, während Höxter von seiner ausgesprochen günstigen Lage an einem Brückenübergang der Weser profitierte.
Innerhalb der ummauerten Domburgen bzw. Klosterhöfe siedelten sich Händler und Handwerker an, von denen das weitere Wachstum ausging. Aufgrund der günstigen Verkehrslage dieser Orte - Paderborn und Höxter lagen am Hellweg, der wichtigsten Fernstraße zwischen Rhein und Elbe, zudem gewann seit dem 12. Jahrhundert mit dem Aufblühen des Nord- und Ostseehandels auch eine nördliche Route vom Rhein über Münster, nach Osnabrück und Minden große Bedeutung - entstanden bis ins 11. Jahrhundert in unmittelbarer Nachbarschaft Marktsiedlungen.